D+8: Reykjavik BIRK

D+8: Montag, 28.7.2014 (Reykjavik BIRK)

Bereits um 0430 in der Früh habe ich mich mit der Beurteilung der Meteosituation befasst. Es sah nun wesentlich dramatischer aus. Der Blick aus dem Fenster hat den Eindruck bestätigt. Draussen war es ausserordentlich hell, der Sturm drohte fast die Bäume zu knicken und alle anderen Maschinen auf dem Vorfeld waren entweder Jets oder grosse Turboprops.

Die GRAMET-Grafik auf der Folgeseite zeigt schön das Flugprofil gemäss meiner Flugplanung von Reykjavik BIRK nach Wick EGPC in Schottland. Ich habe FL 090 geplant um unter der Nullgradgrenze zu bleiben. Unbesorgt hätte ich andernfalls erst auf etwa FL 170 fliegen können. Dies wäre zwar mit der non Turbo SR22 gerade noch möglich, jedoch müsste dies mit einem langsamen Steigflug durch Vereisungszonen erkauft werden. Auf FL 090 hätte ich zwar kaum Eis – falls die Prognose stimmt – jedoch wäre ich auf der ersten Streckenhälfte (fast 2.5h) in der dicken Wolkensuppe mit Turbulenzen, Regen und sogar Schnee geflogen. Da sich die Luft um Tiefdruckgebiete in der nördlichen Hemisphäre im Gegenuhrzeigersinn dreht, hätte ich in der ersten Stunde Gegenwinde von über 35 Knoten gehabt und hätte einen Zielflugplatz anfliegen müssen, der mit suboptimalen Anflugeinrichtungen (VOR DME Approach) und erst noch im unkontrollierten Luftraum anfällig ist nicht angeflogen werden zu können, weil dort notorisch schlechtes Wetter herrscht.

Die Wetterkarte vom heutigen Tag um 1200 UTC zeigte klar das ausgedehnte Tiefdruckgebiet zwischen Island und Schottland. Auch nach Norwegen wäre der Weg wettermässig versperrt. Wenn Kopf und Bauch NEIN sagen, dann ist die Entscheidung schnell getroffen. Ich habe nun weiter nach Zeitfenstern gesucht um den Weiterflug nach Schottland trotzdem baldmöglichst antreten zu können, doch so einfach sah dies gar nicht aus. Morgen Dienstag würde das Tiefruckgebiet immer noch zwischen Island und England liegen und an ein Durchkommen war nicht zu denken. Ich ging erst einmal frühstücken und wollte dann mein Zimmer für zwei weitere Nächte reservieren. Daraus wurde vorerst einmal nichts, denn man teilte mir mit das Hotel sei ausgebucht. Ein Blick auf www.booking.com belehrte mich jedoch eines Besseren und so war die Verlängerung meiner Buchung plötzlich kein Problem mehr.

Um 0700 ging ich dann zur Handling Company und habe den etwas verschlafenen Mitarbeiter gebeten, mir die Telefonnummer zu geben, wo ich meinen Flugplan annullieren könne. Er hat mir dann aber mitgeteilt, dass es nur der Tankwart sei und sein Kollege in fünf Minuten komme. Natürlich ging es viel länger, denn der Kollege hatte verschlafen.

Viele Freunde von mir überhäuften mich über Social Media mit Tipps was ich hier in Reykjavik alles tun könnte. Ich habe jedoch die Zeit genutzt um Fotos zu sortieren, einige Mails zu schreiben, etwas zu schlafen und zwischendurch immer wieder einmal das Flugwetter anzusehen. Am späteren Nachmittag hatte ich eine brauchbare Planung zusammen um am frühen Mittwochmorgen nach Glasgow zu fliegen. Da würde das Wetter mitmachen und von Glasgow käme ich mit einer weiteren Tankladung nach Hause nach Bern. Sicherheitshalber habe ich noch auf der Webplattform von www.pplir.org nachgefragt ob Glasgow OK sei. Rasch hatte ich das Feedback ich solle Glasgow unbedingt meiden, weil dort zur Zeit die Commonwealth Games 2014 stattfinden. Wie soll man das als Mitteleuropäer wissen? Es sind nun also neue Ideen gefragt womit es auch morgen nicht langweilig wird! Am Abend hat sich das Wetter mindestens über dem Flughafen etwas beruhigt wie der Blick aus dem Hotelzimmerfenster um 2300 Ortszeit zeigte. Die Cirrus (am rechten Bildrand hinter den Bäumen) steht auf dem Flugfeld in bester Gesellschaft von einigen grösseren Business-Jets.

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