AVGAS

AVGAS (Aviation Gasoline) ist der Fachausdruck für Flugbenzin. Im Gegensatz zu MOGAS ist es für den Einsatz in grösseren Höhen ausgelegt. AVGAS wird nur von Flugzeugen mit Ottomotor verwendet. Turbinengetriebene Flugzeuge und Flugzeuge mit Dieselmotoren benötigen als Kraftstoff Diesel oder Kerosin (JP-1 oder Jet A-1). Schon mehrere Wochen vor dem Flug klärte ich auf allen Flugplätzen, die ich allenfalls anfliegen wollte, die Verfügbarkeit von AVGAS ab. In Grönland war es kein Problem, ganz im Gegensatz dazu jedoch im Norden Kanadas.

Bei meinem ersten Transatlantikflug 2014 machte man beim FBO (Fixed Base Operator) in Iqaluit die Verfügbarkeit von AVGAS davon abhängig, ob der Eisbrecher durchkomme oder nicht. Dieser Termin wurde immer weiter hinausgeschoben, bis ich am Tag vor meiner Ankunft in Iqaluit erfahren habe, dass „der Eisbrecher nun seine Route ändern musste und gar nicht komme“. Ich wurde vor die Wahl gestellt entweder eines von drei „eingeflogenen“ AVGAS-Fässern à 205 Liter für je 1’300 $ zu kaufen oder sonst keinen Sprit zu erhalten und damit in Nordkanada zu stranden. Die Perspektiven weiter südlich waren noch übler. Kuujjuaq CYVP – über 1’000 Km weit weg – verlangte sogar 2’000 $ pro Fass. Den Transport des Sprits vom Hafen zum Flugplatz, hätte ich selbst organisieren müssen. Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass man das AVGAS nicht eigeflogen hat, wenn es am Hafen gelagert wurde! Als ich dann schlussendlich in Iqaluit war, habe ich in der ganzen Bucht keinen einzigen Eiswürfel gesehen, aber dafür drei grosse Frachtschiffe. Unerfahrene Atlantikflieger werden so über den Tisch gezogen!

Bei meinem zweiten Flug 2017 sah es bei den ersten Abklärungen mehrere Wochen vor dem Flug gut aus. Das FBO in Iqaluit hat die Verfügbarkeit von AVGAS bestätigt. Zwei Tage vor der geplanten Überquerung der Davis Strait, habe ich auf mehrfache Anfragen per Telefon und E-Mail weder vom FBO noch bei der UQSUQ Corp., welche auch Treibstoff verkauft, eine Antwort bekommen. Alles auf dem Flugplatz war „tot“. Deshalb habe ich auf den Hüpfer (relativ zur Gesamtstrecke) von Grönland nach Iqaluit verzichten müssen!

Damit ich es nicht vergesse: Es ist erstens nicht selbstverständlich, dass Hand-Benzinpumpen und Schlauchmaterial auf diesen Plätzen vorhanden sind und ich habe auch schon gehört, dass das AVGAS zu lange gelagert und damit von schlechter Qualität war (bei mir war das Fass vollständig in Glykol getaucht). Wenn man mehr als 205 Liter braucht, dann muss man  zudem zwei Fässer kaufen und das was man nicht tanken kann verfällt! Na dann Prost!

Fact ist, dass ich im Sommer 2014 in Iqaluit CYFB nur Flugzeuge gesehen habe, die Jet A-1 brauchen. Fact ist aber auch, dass es auf der Reede vor Iqaluit drei grosse Stückgutfrachter und in der ganzen Bucht keine Eisscholle mehr hatte. Es kann sich jeder überlegen, was er mit dieser Information anfangen will. Sicherlich gibt es dafür verschiedene Interpretations-Möglichkeiten.

Pin It on Pinterest