D+4: Ruhetag Ilulissat (BGJN)

D+4: Ruhetag in Ilulissat

Mein heutiges Frühstück…! Für grönländische Verhältnisse ausserordentlich! So gestärkt machte ich mich schon sehr früh am Morgen auf die Socken um mich ausserhalb der „Stadt“ Ilulissat umzusehen. 

Die dänische und die grönländische Flagge. Grönland, ist die größte Insel der Erde und wird geologisch zum arktischen Nordamerika gezählt. Aus politischer Sicht ist es ein autonomer Bestandteil des Königreichs Dänemark. Das Land hat, abgesehen von Antarktika, die geringste Bevölkerungsdichte der Welt.
Ich stand plötzlich mitten in der Anflugschneise des Flughafens auf dem ich gestern gelandet war. Als ich auf einem der Anflughindernisse stand, war die Optik nicht viel anders, wie gestern aus dem Cockpit. Dieser Platz hat es tatsächlich in sich!
 Ein malerischer Friedhof
Der Ilulissat-Eisfjord ist einer der schönsten Orte unseres Planeten. Im Jahre 2004 wurde er aufgrund seiner einzigartigen Schönheit und seiner Bedeutung für die Klimaforschung zum Unesco-Weltnaturerbe ernannt. Seine Eisberge leuchten wie Juwelen in der abendlichen Sonne – die unendlich vielen Orange- und Goldtöne und ziehen jeden Besucher in seinen Bann.
Für grönländische Verhältnisse ein luxuriöses Mittagessen
Die einstige dänische Siedlung war früher unter dem Namen Jakobshavn bekannt und hat ihren Ursprung im Jahr 1741. Heute beheimatet sie mehr als 5.000 Einwohner – für grönländische Verhältnisse schon eine Großstadt. Tatsächlich ist Ilulissat die drittgrößte Stadt des Landes. Obwohl Grönland die gröte Insel der Welt ist, geht es hier doch sehr beschaulich zu. Das Leben wird vom Wetter und den Jahreszeiten bestimmt. Die Menschen in Ilulissat leben in kleinen bunten Häusern. Sie leben hauptsächlich vom Fischfang, aber auch der Tourismus nimmt an diesem entlegenen Fleck der Erde langsam mehr Raum ein. Mittlerweile kommen jedes Jahr mehr als über 20’000 Touristen, um die einzigartige Natur zu bewundern – meistens per Kreuzfahrtschiff.
 In diesem Sommer bin ich einer der Besucher. Statt mit einem Kreuzfahrtschiff  bin ich mit der N138CR angereist. Mit den Besuchern und Einheimischen kommen auch Waren aus aller Welt. Das Postschiff ist neben dem kleinen Flughafen der einzige Anschluss. Strassen außerhalb der Niederlassungen gibt es in Grönland nicht. Meine Anreise entlang der Küste vorbei an der Mündung des Eisfjords war nicht minder spektakulär als die an Board eines grossen Schiffes – wegen der blossen Nähe zu den Eisbergen. Manchmal brauchen die großen Schiffe mehrere Stunden, bis sie eine Passage zwischen den gewaltigen Eismassen bis in den Hafen gefunden haben. Selbst große Kreuzfahrtschiffe wirken vor den Eisbergen wie kleine Spielzeugboote. Ich sitze auf einer Anhöhe unweit des Hafens und beobachte die ein- und auslaufenden Schiffe. Unmöglich, sich daran satt zu sehen.
Nicht weit von Ilulissat liegt der Kangia (zu Deutsch: Eisfjord). Auch bekannt als Ilulissat-Eisfjord oder im dänischen unter Jakobshavn Isfjord. Vom Stadtzentrum in Ilulissat ausgehend ist es nur ein knapp 30-minütiger Fußmarsch über einen Holzsteg bis auf eine kleine Anhöhe südlich der Stadt. Oben angekommen öffnet sich das Blickfeld über die gesamte Diskobucht bis zur Diskoinsel auf der einen und dem gewaltigen Eisfjord auf der anderen Seite. Seine Ausmaße sind schier unfassbar: Er ist 40 Kilometer lang und sieben Kilometer breit und gefüllt mit Eisbergen in allen Größen und Formen, die sich langsam auf den Weg in die Diskobucht und noch weiter machen. Die größten Eisberge treten eine Reise von bis zu 4.000 Kilometern gen Süden an, bis sie vollends geschmolzen sind. Der Ausblick auf die Eismassen ändert sich ständig. Kein Moment gleicht dem anderen. Vor allem in den Abendstunden, im Licht der untergehenden Sonne, verspürt man beim Betrachten des Eises eine innere Zufriedenheit und Entschleunigung.
 Auf einem kleinen, gelb markierten Wanderweg lässt sich die Wanderung entlang des Fjords fortsetzen. An manchen Stellen komme ich den Eisbergen ganz nahe. Unmittelbar vom Ufer aus betrachtet sehen die Kolosse noch gewaltiger aus. Zu lange darf ich dort nicht bleiben, da sich Eisberge unverhofft drehen oder einfach auseinanderbrechen können. Die dadurch entstehende Flutwelle kann bis zu 15 Meter hoch auf das Ufer schlagen und mich mit ins Wasser reissen. Während ich am Ufer sitze, bricht ein großes Stück von einem Eisberg ab – spektakulär! An der Abbruchkante leuchtet nun in einem strahlenden Blau das komprimierte Eis im Inneren des Eisbergs. Die Flutwelle war nur knapp einen Meter hoch, aber zur Sicherheit ziehe ich mich zurück in höhere Lagen. Das Eis im Fjord ist ständig in Bewegung, die einzelnen Strömungen sind gut zu erkennen. Von Zeit zu Zeit krachen Eisberge gegeneinander und verursachen einen ohrenbetäubenden Knall – fast wie ein Kanonenschuss. Erst am Abend trete ich den Heimweg an. Zur goldenen Stunde des Sonnenuntergangs möchte ich mit einem der kleinen Boote direkt an die Mündung des Fjords fahren.
Im Hafen von Ilulissat steige ich mit anderen Besuchern in eines der Tourboote, um den Eisriesen in der ganz nah zu sein. Gemächlich tuckert das Boot aus dem Hafen hinaus in Richtung Mündung des Ilulissat-Eisfjords. Gelegentlich durchbricht das Klopfen kleiner Eisbrocken an den Schiffsrumpf das monotone Geräusch. Dann stoppt der Kapitän den Motor. Lautlos treiben wir zwischen kleinen und gigantisch großen Eisbergen hindurch. Wenn die Sonne untergeht, wandelt sich die Farbe des Eises. Anfänglich weiß und blau, später mit der untergehenden Sonne changieren die Eisskulpturen zwischen orange, rot und gold – in unzähligen Variationen. Ein atemberaubendes Schauspiel an einem der schönsten Orte unseres Planeten. Es ist windstill. Eine fast geräuschlose Stille umgibt uns. Jeder noch so kleine Ton wird über das Wasser bis an meine Ohren herangetragen. In der Ferne schreit eine Möwe, auf der anderen Seite ein Rascheln, hier und dort platscht ein Stück Eis ins Wasser.
 Keine Worte können diese andächtige, ehrfürchtige Stimmung wiedergeben, die Eindrücke, die Großartigkeit dieses Naturschauspiels. Ich kann mich nicht sattsehen. Kaum ein Ort, der mich so berührt hat wie die kunstvolle Eislandschaft an der Mündung des Ilulissat-Eisfjords im Westen Grönlands.

Der Ilulissat-Eisfjord zählt zum Unesco-Weltnaturerbe und liegt unweit von Ilulissat etwa 250 Kilometer nördlich des Polarkreises an der grönländischen Westküste. Der Fjord ist 40 Kilometer lang und bis zu sieben Kilometer breit – sein meerseitiges Ende findet er in der Diskobucht. Von Ilulissat ausgehend lässt sich der Fjord bequem zu Fuss oder mit einem der Tourboote erreichen. Gut betuchte Touristen fliegen mit dem Helikopter direkt bis zur Abbruchkannte des Gletschers Sermeq Kujalleq, wo der Eisfjord beginnt. Der Gletscher hat seinen Ursprung im grönländischen Inlandseis und zählt zu den produktivsten Gletschern der Welt. In den letzten zehn Jahren hat er seine Fließgeschwindigkeit von 20 auf 40 Meter pro Tag verdoppelt.

An seiner Abbruchkante entstehen mehr als 10 Prozent der grönländischen Eisberge, was einer Menge von 35 bis 46 Kubikkilometern Eis entspricht. Vor allem im Sommer brechen bis zu 700 Meter große Eisberge ab. Im Jahr 2012 brach ein Stück in der Größe von Manhattan ab und machte sich auf den Weg durch den Fjord. Das Eis im Fjord ist etwa 15’000 Jahre alt. Aufgrund der hohen Aktivität ist der komplette Fjord ständig mit Eis gefüllt. Neben der Antarktis ist dies der einzige Ort der Welt, wo dieses Naturschauspiel zu sehen ist. Ein Eisberg benötigt von der Abbruchkante bis zur Mündung des Fjords mehr als ein Jahr. Der Fjord ist 1’000 Meter tief, an der Mündung befindet sich eine Untiefe (die Isfjellsbanken) von 200 Metern, weshalb sich dort die großen Eisberge aufstauen. Sobald ein Eisberg die natürliche Barriere überwunden hat, macht er sich auf die Reise gen Süden – bis zu 4’000 Kilometer weit.

Nach einem kleinen Nachtessen habe ich die Meteosituation etwas genauer auseinander genommen. Ich habe jetzt seit Tagen mehrfach täglich versucht Iqaluit zu erreichen. Weder per Telefon noch per Mail eine. Antwort. Ich weiss nicht, ob AVGAS vorhanden ist und ich weiss nicht, in welchem Zustand die Piste ist und es wäre ein Flug von 1’000 Kilometern!

Ich würde gerne weiter in Grönland fliegen, doch die Meteosituation entwickelt sich ungünstig! Nochmals: Das Pièce de Résistance für den Heimflug ist das grönländische Icecap, welches bis auf 3’500 Meter hinauf reicht. Es ist eine der unwirtlichsten Gegenden der Welt und bekannt für seine raschen Wetterumschwünge. Hier als Pilot eines Kleinflugzeuges Risiken einzugehen kann tödlich enden.

Auf diesen Grafiken sehen wir das Wetterprofil zwischen Ilulissat und Reykjavik für die kommenden Tage. Es scheint morgen Donnerstag 13.7.2017 nochmals ein strahlend blauer Tag zu werden. Rückenwind und Seitenwind gleichen sich in etwa aus. Mit Vereisung müsste ich nicht rechnen.
Freitag, 14.7.2017 sieht ganz übel aus mit viel Vereisung auf etwa 20 Prozent der Strecke.
Samstag 15.7.2017: Alles Gegenwind und 2h in einer Vereisungszone, das wäre nicht tolerierbar.
Sonntag 16.7.2017: Da sind die Grönländischen Flugplätze eh zu!
 
Montag 17.7.2017: Ich wäre etwa zwei Stunden in einer Vereisungszone
 
Dienstag 18.7.2017: Mehr als zwei Stunden Vereisung…! Da ich spätestens am 20.7.2017 zu Hause sein will, scheint der Fall wohl oder übel klar zu sein!

Pin It on Pinterest